Weihnachtsbrief 2020

Altshausen, im Advent 2020

Liebe Mitglieder und Freunde der Hermannus-Gemeinschaft,


als ich mir Gedanken machte zum diesjährigen Weihnachtsbrief war mir eines klar:
Corona möchte ich auf keinen Fall thematisieren, davon haben die Leute inzwischen mehr als
genug. Schließlich musste ich sehr schnell einsehen, dass sich dieses allgegenwärtige Phänomen so
leicht nicht übergehen lässt. Denn geht es nach Prognosen, die uns in diesen Tagen von
Regierungskreisen zugemutet werden, dann erleben wir ein Weihnachten jenseits jeglicher
gewohnter Vorstellung.
Friede, Freude, wohlige Geborgenheit, Glücklichsein sind dann für viele eine Illusion. Solche
Gefühle werden eher überlagert von Begriffen wie Epidemie, Pandemie, Krankheit, eben „Corona“
und damit von Angst, eingeschränkter Freiheit, Missmut, Sorge – im schlimmsten Fall von Angst
vor tödlichem Ausgang.
Wie soll dagegen die einzigartige christliche Freude des Weihnachtsfestes aufkommen? Wo finden
unter diesen Umständen gläubige Menschen trotzdem ein Licht in der Dunkelheit, wie es ja an
Weihnachten besonders erstrahlen soll?Kann es da nicht sogar soweit führen, dass Menschen
von ihrem Glauben an die Allmacht und Größe unseres
Gottes Abstand nehmen?
Oder bedeutet diese weltweite Krise nicht vielmehr eine große Herausforderung an ein Mehr an
Glauben und Vertrauen auf Gottes Zusage: Ich bin der Immanuel, der Gott mit euch?
Der Wunsch nach möglichst baldiger Beendigung der Notsituation ist absolut verständlich.
Allerdings darf dabei die Frage gestellt werden: ist es richtig, dass wir danach genau so weiterleben
wollen wie gehabt? Oder sollten wir nicht vielmehr geläutert aus den Geschehnissen hervorgehen
und ein Umdenken anstreben?
Für Christen gibt es da die Heilige Schrift als Orientierungshilfe.
Im 2. Buch Mose (Ex 15, 22 f) wird berichtet von schlimmer Not des Volkes Israel beim Durchzug
durch die Wüste. Moses schreit zu Gott und Gott antwortet: Wenn du auf die Stimme des Herrn,
deines Gottes hörst und tust, was in seinen Augen gut ist, wenn du seinen Geboten gehorchst und
auf alle seine Gesetze achtest, werde ich dir keine Krankheit schicken, die ich den Ägyptern
geschickt habe. Denn ich bin der Herr, dein Arzt.
Mehr als tausend Jahre später hat Gott im Evangelisten Lukas einen Arzt berufen zur Niederschrift
des Evangeliums. Es ist der Arzt Lukas, der sehr eindringlich schildert, wie Jesus der Not der
Armen, der Kranken und der Menschen am Rande begegnet.
Er allein berichtet etwa von der Heilung der zehn Aussätzigen.
Gleiches gilt für die zu Herzen gehende Geschichte um den einzigen Sohn einer Witwe von Nain,
deren Sohn Jesus aus dem Tod ins Leben zurückruft.

Oder denken wir an das wunderbare Wort Jesu, ebenfalls von Lukas überliefert: Nicht die
Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken.
Es könnte die besondere Sichtweise des Arztes sein, die uns im Evangelium des Lukas nahebringen
will, auf Jesus zu bauen und zu vertrauen. Es ist die Liebe des himmlischen Vaters und die Liebe
Jesu, die ihn antreibt, zu heilen und Barmherzigkeit walten zu lassen, wo immer er Glauben findet.
Ein starker Glaube ist gleichsam der Schlüssel, mit dem auch wir heute Jesus bewegen können,
einzugreifen, Not zu wenden.
Noch einmal lenke ich unseren Blick auf den Evangelisten Lukas. Er allein berichtet in seinem
Evangelium die Kindheitsgeschichte Jesu. Dafür können wir ihm nicht genug danken.
Mit großem Glauben und vor allem der Liebe zu Jesus wollen wir an Weihnachten zur Krippe
gehen. Nichts und niemand kann uns daran hindern, das göttliche Kind zu verehren und
anzubeten. Von ihm erstrahlt die vollkommene Liebe Gottes, von ihm empfangen wir Heil, Heilung,
Freude und Frieden..

Es ist die besondere Weihnachtsgnade, die alle Not, Elend, Krankheit und
Kummer verdrängen kann, wenn wir uns dem göttlichen Angebot öffnen;
wenn wir dieses schutzbedürftige Kind in unsere Arme, in unser Herz schließen; wenn wir auf seine
Liebe unsere Antwort der Liebe geben. Dieses Kind ist keineswegs ohnmächtig, weil es ja der
Mensch gewordene Gott selbst ist.
Es lädt uns geradezu ein, ihm unsere Not, unsere Ängste und Sorgen anzuvertrauen. Wir müssen
uns nur herablassen, uns vor ihm niederknien, den innigen Kontakt mit ihm suchen – es wird
unseren Herzen jene Freude und Frieden schenken, nach denen wir uns gerade in diesen Tagen
sehnen, was wir aber ohne den Heiland, ohne das Heil und Licht der Welt vermissen müssten.
Wenn wir uns dann auch noch dankbar und vertrauensvoll an seine Mutter wenden, dann dürfen
wir sicher die Erfahrung eines großen Glückes, einer tiefen Freude machen – auch an diesem
denkwürdigen, von Epidemie überschatteten Weihnachten 2020.
Im letztjährigen Weihnachtsbrief habe ich versucht, unseren Blick auf unseren Heimatheiligen
Hermann von Altshausen zu lenken. Ich möchte es auch heute wieder tun mit dem Hinweis auf das
eindrucksvolle Bild in unserer Hermannus-Kapelle, wo er dem Jesuskind und seiner Mutter huldigt.
Vielleicht ist uns noch viel zu wenig bewusst, dass das größte Heil für uns immer und zu jeder Zeit
vom Himmel her kommt.

Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen allen – auch im Namen unserer Vorstandsmitglieder –
ein gesegnetes, gnadenreiches, frohes und friedvolles Weihnachtsfest
und schon heute ein gutes, vor allem gesundes neues Jahr.


Mit herzlichen Grüßen

Winfried Alber
1. Vorsitzender

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