Chronist

Hermanns des Lahmen Chronicon – die Chronik von Hermann dem Lahmen

Die bedeutendste historiographische Leistung Hermanns ist die von der Geburt Christi bis zum Jahre 1054 reichende Weltchronik, in der er als erster durchgängig die Jahre nach Christi Geburt als chronologisches Gerüst benützt. Gestützt auf die Bibliotheken der Reichenau und St. Gallens und begünstigt durch die Beziehungen seines Klosters schreibt er Profan- und Kirchengeschichte. 

Im Zentrum der Chronik stehen die Abfolge und Taten der Päpste und Kaiser. Die Päpste sind durchnummeriert bis Leo IX. (1049); die römische Kaiserliste endet mit Valentian (364 n. Chr.).

Für die im Allgemeinen schlecht überlieferte Zeit des 6. bis 8. Jahrhunderts ist die Chronik eine Fundgrube, ebenso für die Geschichte des mittleren 11. Jahrhunderts. Beste Quelle für die Zeit Heinrichs II. (1002 – 1024) und Konrads II. (1024 – 1039).

Neben der Darstellung der Wirkung von Kaisern und Päpsten ist die Chronik zusammen mit der vita seines Schülers Berthold die Hauptquelle für die Biographie des Verfassers.

In der Geschichte sah Hermann den Anruf Gottes an die Menschheit; darum interessieren ihn Verwandte, die eine geistliche Rolle spielen, mehr als der weltliche Adel. Die Großmutter väterlicherseits war Enkelin einer Schwester des hl. Ulrich von Augsburg; ein Onkel seiner Mutter war bereits Mönch auf der Reichenau gewesen. Sein jüngerer Bruder Werner folgte ihm ins Kloster und starb auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem. 

Vor seinem Tod übergab Hermann seine Schriften und Tafeln zur Fortführung und Vollendung seinem Schüler und Freund Berthold.

Paul Thierer

HERMANNI CONTRACTI CHRONICON EX INEDITO HUCUSQUE CODICE AUGIENSI, UNA CUM EJUS VITA ET CONTINUATIONE A BERTHOLDO, EJUS DISCIPULO, SCRIPTA. SUBJICITUR CHRONICON PETERSHUSANUM INEDITUM.

Ex mss. codicibus collegit, notis et observationibus illustravit P. AEMILIANUS USSERMANN Congregationis S. Blasii monachus et bibliothecarius.(Germaniae sacrae Prodromus, tom. I.)