Weihnachtsbrief 2023

Liebe Mitglieder und Freunde der Hermanus-Gemeinschaft,

es ist schon eigenartig, wie aktuell doch die Geschichte von der Herbergsuche auch heute nach mehr als zweitausend Jahren immer noch ist – bei Lk 2,1-7 angedeutet (weil in der Herberge kein Platz für sie war).

Getreu dem Wort Jesu – wenn ihr nicht werdet wie die Kinder – wollen wir uns inspirieren lassen von einer Weihnachtsfeier in einer Grundschule. Ein sechsjähriger Junge, der Konzentrationsprobleme hatte und das Gelernte nicht behalten konnte, erhielt, wie alle anderen Mitschüler auch, eine Rolle bei der Aufführung eines Theaterstücks. Weil er aber immer alles vergesse, wollte er lieber auf die zugedachte Rolle verzichten. Die Lehrerin beruhigte ihn und schlug vor, die Rolle des Herbergsvaters zu spielen. Sie sagte ihm, wenn Maria und Josef kommen, musst du ihnen nur antworten: „Es ist kein Platz für euch in der Herberge.“ Der Junge freute sich und übte diesen Satz mehrmals täglich. Am Tag der Aufführung, als Maria und Josef kamen und fragten: „Haben sie noch einen Platz für uns in der Herberge?“, schaute der kleine Junge Maria und Josef an und empfand Mitleid mit ihnen. Ihre Situation tat ihm so leid, dass er unmöglich zu ihnen sagen konnte: “Es ist kein Platz für euch in der Herberge.“ Also schwieg er und starrte sie an. Die Lehrerin kam ihm zu Hilfe: „Sag deinen Satz: Es ist kein Platz für euch in der Herberge.“ Gezwungenermaßen entgegnete er ihnen diesen Satz, und Maria und Josef brachen wieder auf. Da rief er ihnen hinter her: „Wartet, es ist kein Platz in der Herberge, aber ich werde euch mein Zimmer geben,“

Wir ahnen es: dieses Zimmer kann nur sein Herz sein.

Auch wir Erwachsene müssen uns der Wahrheit stellen, wenn es um die Herbergsuche vor Weihnachten geht. Gott will in meinem Herzen neu geboren werden, Jesus will einen sicheren Platz bekommen. Deshalb hat sich seine Mutter Maria in Lourdes, in Fatima, heute ganz aktuell  in Medjugorje auf den steinigen Weg zu uns heutigen Menschen gemacht, um uns mit Gott zu versöhnen; um Jesus neu einer Menschheit zu bringen, die in Gefahr ist, Gott aus den Augen und aus dem Herzen zu verlieren. Die Herbergsuche geht also für Maria weiter in einer Intensität von ungeahntem Ausmaß. Und sie klopft auch bei uns an.

Und da sind ja auch noch jene andere heute: Abermillionen Flüchtlinge weltweit, heimatlos und ohne Perspektive auf ein normales Leben – auch sie suchen Herberge und setzen ihre Hoffnung auf Menschen, die ihr Herz weit aufmachen; und sie klopfen vor allem bei uns an.

Wir beklagen zurecht in unserer Zeit eine Welt, die geprägt ist von Unheil, Unsicherheit, Friedlosigkeit, von Krieg und Verfolgung Unschuldiger, von Lieblosigkeit und Hass. Die Sehnsucht nach Frieden war vielleicht noch nie größer in der Menschheitsgeschichte, jedenfalls bei einem Großteil der heute Lebenden.

Die Botschaft des Advent und der Weihnacht verkündet uns, dass Frieden möglich ist- allerdings nicht ohne Gott, sondern da, wo Jesus nicht zu hören bekommt: es ist kein Platz mehr frei in meinem Herzen.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit … so klingt es in der Zeit des Advent in allen Kirchen hoffnungsvoll, erwartungsvoll; da leuchtet auch schon Freude auf, weil das Heil der Welt, das Licht in der Dunkelheit angekündigt wird.

Darauf warten wir, danach sehnen wir uns. Sehnsucht nach dem Kommen des Herrn erfüllt sich am ehesten dann, wenn wir ihm entgegengehen. „Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt.“ Damit dieses Licht und das verheißene Heil auch Wirklichkeit wird, nehme ich mir fünf Minuten, zehn Minuten … jeden Tag Zeit und bereite mein Herz. Je lichter und reiner mein Herz ist, desto freudvoller wird meine Begegnung mit dem göttlichen Kind, mit dem Erlöser und Heiland sein. Dann dürfen wir einstimmen in den adventlichen Ruf: „O Herr, wenn du kommst, hält mich nichts mehr zurück, wir laufen voll Freude den Weg auf dich zu. Dein Fest ohne Ende steht für uns bereit. O Herr, wir warten auf dich.“

Ich darf abschließend noch einmal auf die Eingangsgeschichte mit der Weihnachtsfeier in der Grundschule zurückkommen. Mit Konzentrationsproblemen haben nicht nur Kinder zu tun; vielleicht sind sie bei uns Erwachsenen sogar größer. Das ist eine leidvolle Erfahrung und zugleich Herausforderung eines stressbeladenen Alltags, auch eine Mahnung zur Umkehr..Denn nicht nur wir sind Wartende, auch der allzeit bereite Gottessohn, ja Gott selbst, erwartet uns.

Ich wünsche Ihnen/Euch allen eine vom Geist der Umkehr und Besinnung erfüllte Adventszeit und danach gesegnete, frohe Weihnachten.

Der Blick auf das neue Jahr erfüllt uns zwangsläufig mit wachsender Sorge. Umso mehr wünschen wir uns als Christen den Segen und Schutz unseres barmherzigen Gottes – uns und der ganzen Menschheit eine friedvolle Zeit..

Im Namen der Vorstandschaft der Hermannus-Gemeinschaft

Winfried Alber

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