Weihnachtsbrief 2022

Liebe Mitglieder und Freunde der Hermannus-Gemeinschaft,

vielleicht geht es Ihnen ja auch so:

Adventslieder sprechen uns auf besondere Weise an, gehen zu Herzen und stimmen uns nachdenklich; ja, sie vermitteln uns eine Botschaft für unseren Weg auf Weihnachten zu. Ihre Aussage zielt auf das größte Ereignis der Weltgeschichte, die Menschwerdung Gottes vor gut 2000 Jahren.

Weil es sich dabei um ein besonders freudiges Ereignis handelt, ist auch das weihnachtliche Liedgut von großer Freude geprägt. Mich hat schon immer berührt: „Maria durch ein‘ Dornwald ging“- Text und Melodie erreichen das Herz gleichermaßen.

Maria durch ein Dornwald ging. Kyrie eleison.
Maria durch ein Dornwald ging, der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen. Jesus und Maria.
Was trug Maria unter ihrem Herzen? Kyrie eleison.
Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, das trug Maria unter ihrem Herzen. Jesus und Maria.
Da haben die Dornen Rosen getragen. Kyrie eleison.
Als das Kindlein durch den Wald getragen, da haben die Dornen Rosen getragen. Jesus und Maria.

Es ist wohl unbestritten: Maria ist die Frau des Advent. Ihr ist es vorbehalten, Jesus, den Sohn Gottes, der Menschheit zu bringen, damals und heute. Auch ist es naheliegend, beim Bild vom Dornwald an Marias Gang über das Gebirge zu ihrer Base Elisabeth zu denken.

Es war sicher ein sehr beschwerlicher Gang. Und das war nicht der erste und bei weitem nicht der letzte dornenreiche Weg. Dornen verletzen, bereiten Schmerzen … äußerlich und innerlich.

Dornensträucher sind unfruchtbar, nicht bloß sieben Jahr kein Laub, eher schon eine halbe Ewigkeit mit Gottvergessenheit, Abkehr von Gott, Götzendienst …

Maria meidet diesen Dornenwald nicht, im Gegenteil. Mit dem Kind unter ihrem Herzen geht sie auf die Dornen zu. Sie hat keine Angst vor Verletzungen, vor Schmerz und Leid. Sie stellt sich mutig der Schuld der Welt, sie die ganz Reine, die Unbefleckte, die von Gott Auserwählte.

Die Dornen können ihr und ihrem Kind nichts anhaben. Es geschieht sogar etwas ganz Wunderbares: da, wo Maria mit Jesus geht, wachsen an den nutzlosen Zweigen plötzlich Rosen. Der Dornwald bleibt zwar, aber Veränderung zum Heilsamen, zum Guten, zum Fruchtbaren wird bewirkt durch die Begegnung mit Jesus. Nicht alle Dornensträucher erblühen auf einmal, vor 2000 Jahren nicht und heute nicht. Ja, es hat sogar den Anschein, als hätten die dürren Dornensträucher wieder zugenommen; als würde sich Maria mit ihrem Jesuskind schwerer tun als je zuvor … ob in Kirche, unter den Menschen allgemein, in der modernen Gesellschaft, weltweit.

Noch sind blühende Zweige nicht ausgestorben. Möge das bevorstehende Weihnachtsfest dazu beitragen, dass Maria mit ihrem Jesuskind wieder neues Leben, Licht und Freude, echte Begeisterung in den Dornwald bringt, ein Klima des Lebens, eine Neubesinnung auf den Gott der Liebe und des Friedens, so wie es die Menschheit schon immer von Weihnachten erwartet hat.

Es fehlt noch etwas von unserem Lied; ich habe es nicht vergessen, warte aber noch auf eine Erleuchtung: „Kyrie eleison“ (3x) – Herr, erbarme dich.

Könnte es sein, dass hier im Lied ein Übergriff geschieht auf den Schmerzensmann Jesus und auf den Erlöser am Kreuz? Vor der Kreuzigung flochten ihm die Soldaten eine Dornenkrone und machten ihn zum Spottkönig. Auch diese Dornen hat Maria mit Jesus geteilt; es sind auch Dornen von uns dabei. Kyrie eleison – durch Jesu Tod am Kreuz ist uns das denkbar größte Erbarmen/ Barmherzigkeit geschenkt – Deo gratias!

Wenn Sie jetzt noch unseren sel. Hermann vermissen, dann darf ich vorschlagen: beten wir doch diesen Advent hindurch täglich das „Salve regina“. Machen wir uns dabei bewusst, wie vorbildlich Hermann seinen wahrhaft dornenreichen Lebensweg bewältigt hat mit Marias Hilfe und in der Liebe zu Jesus.

Komm, Herr Jesus! – Maranatha!
Komm, Herr Jesus! – Brich ein in das Dickicht meines Herzens.
Bahne dir einen Weg durch die Dornen meines Stolzes, durch
das Gestrüpp meiner Gedanken!
Wie ein Sonnenstrahl dringe ein – mach das Verborgene hell!
Komm, Herr Jesus!

                                                                                    Ilse Pauls

Ihnen, Euch allen ein besinnliches, freudvolles und gnadenreiches Weihnachtsfest

und ein gesegnetes, friedvolles und gesundes neues Jahr 2023.

Im Advent 2022

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