Jahresrückblick auf 2024

Es darf festgestellt werden: die Hermannus-Gemeinschaft existiert immer noch. Die drohende Auflösung konnte nicht zuletzt deshalb abgewendet werden, weil wir in der Vorstandschaft darauf verzichtet haben, in einer Jahres-Hauptversammlung mit anstehenden Wahlen das Todesurteil zu sprechen. So dramatisch ist tatsächlich unsere Situation, da die bisherigen Verantwortlichen infolge fortgeschrittenen Alters ihre Ämter aufgeben müssen und jüngere Nachfolger sich nicht anbieten.

Einer Ganzaufgabe wollte und will ich mich nicht bereit erklären, weil mir unser bescheidener Einsatz zu wichtig ist und das Risiko eines späteren Neubeginns zu gewagt erscheint. Noch glimmt da ein kleiner Funke Hoffnung, genährt von äußeren Einflüssen und Überraschungen und auch von unserem bescheidenen Tun. Schließlich ist es unserer Verantwortung für die weitere Verehrung unseres Heimatheiligen geschuldet, dass wir wenigstens für diejenigen erreichbar sind, die in nicht geringer Zahl sich für Hermann interessieren und Beistand erwarten dürfen.

Wir blicken dankbar auf einige markante Ereignisse zurück:

30. August – 01. Sept. erstmals Exerzitien mit Pfr. Dr. Stefan Sproll

Thema: Hermann der Lahme – miraculum saeculi (Wunder des Jahrhunderts)

Vom Schönstattzentrum Aulendorf aus besuchten 25 Teilnehmer auch unsere Hermannus-Gedenkstätte, feierte mit Pfr. Sproll den Gottesdienst und folgte dem nächsten Vortrag.

21. Sept. – Pilgerwanderung zum Schutz des Lebens

Ausgangspunkt Altshausen – zum Plankental in Bad Buchau (Tal der Tränen, Salve Regina) – Rückwanderung mit Weihbischof Thomas Maria Renz, Pfr. Mayer und Dekan Müller in die Schlosskirche.

24. Sept. – Todestag von Hermann

Feierlicher Gottesdienst mit eindrucksvoller Ansprache von unserem Präses, Pfr. Christof Mayer.

28. Sept. – Vorstand der Deutschordenskomturei „An Tauber, Neckar u. Bodensee“

… versammelt sich in der Hermannus-Kapelle; Pfr. Mayer zelebriert die Hl.Messe auf dem Reliquiar unseres Sel. Hermann.

Das Jahr über gab es verschiedene Führungen für Kleingruppen zu Hermann.

Ganz aktuell: Die Diözese verschickt an alle Pfarrämter und Schulen ein Comic-Buch – „Acht Leben“ Glaubensgeschichten aus dem Südwesten – darunter: Hermann der Lahme, Genie mit Handicap.

Auffallend: Hermann von Altshausen ist nach mehr als 1000 Jahren aktuell wie selten zuvor.

Winfried Alber

Weihnachtsbrief 2024

Liebe Mitglieder der Hermannus-Gemeinschaft, liebe Hermann-Verehrer,

dass zum Jahreswechsel Fragen mit politischer Relevanz gestellt werden, das ist normal; dass aber im Advent und an Weihnachten Wahlkampf stattfindet und Wahlprognosen den Menschen wichtig sind, das lässt an frohen und gesegneten Weihnachten Zweifel aufkommen. Die politischen Gegebenheiten wollen es so und gefährden damit die Grundbotschaft von Weihnachten von der Geburt des Erlösers und des Heilsgeschehens für die gesamte Menschheit nachhaltig.

Vor einer besonderen Herausforderung stehen wir als Christen in unserem Land, denn wir haben in doppelter Hinsicht zu wählen und eine Entscheidung zu treffen. In der Adventszeit stellt sich uns die Frage: wollen wir uns für den angekündigten Heiland und Erlöser entscheiden, der uns entgegenkommt, nicht mit lauter Wahlpropaganda oder mit gewagten Versprechungen, sondern in der Stille und im warmen Lichterschein, der die Dunkelheit durchbricht – mit der Einladung zu Besinnung, zu Versöhnung und Hoffnung auf eine bessere Welt im Einklang mit Gott, unserem Schöpfer.

Es ist das Geheimnis des Kindes von Weihnachten, dass es in scheinbarer Ohnmacht, die alles befreiende Macht der Liebe und Barmherzigkeit anzubieten hat. Es gibt kein größeres Geschenk, das der allmächtige Gott und Vater durch die Menschwerdung seines Sohnes machen kann und will. Das ist sein einmaliges Angebot, das wir wählen, für das wir uns entscheiden können. Allzu leicht kann es uns Gott aber nicht machen. Wir müssen gleichsam die laute und umtriebige Welt meiden und Zuflucht in die Stille nehmen, unser Herz öffnen für die richtige Wahl. Das Ergebnis kann sein, dass wir umkehren von einem verhängnisvollen Weg hin zu dem, der von sich selbst gesagt hat: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Das beinhaltet kein leeres Versprechen, sondern die Erfüllung eines Traumes von ewigem Glück und Seligkeit in einem anderen Leben, im Reich der Liebe. Weihnachten will uns einen Vorgeschmack davon geben.

Die folgende kleine Geschichte kann uns das Weihnachtsgeheimnis noch näher bringen:

Das Versteckspiel  (Martin Buber)

Rabbi Baruchs Enkel, der Knabe Jechiel, spielte einst mit einem anderen Knaben Verstecken. Er verbarg sich gut und wartete, dass ihn sein Gefährte suchte. Als er lange gewartet hatte, kam er aus dem Versteck, aber der andere war nirgends zu sehen. Nun merkte Jechiel, dass jener ihn von Anfang an nicht gesucht hatte. Darüber musste er weinen, kam weinend in die Stube seines Großvaters gelaufen und beklagte sich über den bösen Spielgenossen. Da flossen Rabbi Baruch die Augen über, und er sagte: „So spricht Gott auch: „Ich verberge mich, aber keiner will mich suchen.“

Gott verbirgt sich. Er will, dass wir ihn suchen, weil er weiß, dass es für uns die größte Freude bedeutet, wenn wir ihn finden – weil wir dann das höchste Gut, die wahre Liebe finden. Deshalb lasst uns aufbrechen nach Betlehem! Die andere, uns aufgezwungene Wahl darf uns dabei kein Hindernis sein.

Ich wünsche Ihnen/Euch allen viel Freude bei der Begegnung mit dem göttlichen Kind. Es möge uns alle mit seinem Segen begleiten im neuen Jahr.

Winfried Alber

Exerzitien

mit Pfr. Dr. lic. theol. Stephan Sproll

Freitag, 30. August, 15:00 Uhr
bis Sonntag, 01. September 2024, Ende ca. 13:00 Uhr

Hermann der Lahme – miraculum saeculi

(Wunder des Jahrhunderts)

Wenn man die Schriften von Hermann dem Lahmen betrachtet, so haben diese alle
gemeinsam, dass sie auf Gott ausgerichtet sind. Lernen wir in seinen Schriften zwischen den Zeilen
zu lesen, da er mit menschlichen Worten die Herrlichkeit Gottes nicht auszudrücken vermochte.

Elemente: Heilige Messe, Beichte, Eucharistische Anbetung, Vorträge, Schweigen, Gebet und Besuch der Gedenkstätte der Schlosskirche Altshausen.

Anmeldung (bis spätestens 22.August) und Information
Schönstatt-Zentrum Aulendorf
wallfahrt.aulendorf@schoenstatt.de
07525-9234-0

Weihnachtsbrief 2023

Liebe Mitglieder und Freunde der Hermanus-Gemeinschaft,

es ist schon eigenartig, wie aktuell doch die Geschichte von der Herbergsuche auch heute nach mehr als zweitausend Jahren immer noch ist – bei Lk 2,1-7 angedeutet (weil in der Herberge kein Platz für sie war).

Getreu dem Wort Jesu – wenn ihr nicht werdet wie die Kinder – wollen wir uns inspirieren lassen von einer Weihnachtsfeier in einer Grundschule. Ein sechsjähriger Junge, der Konzentrationsprobleme hatte und das Gelernte nicht behalten konnte, erhielt, wie alle anderen Mitschüler auch, eine Rolle bei der Aufführung eines Theaterstücks. Weil er aber immer alles vergesse, wollte er lieber auf die zugedachte Rolle verzichten. Die Lehrerin beruhigte ihn und schlug vor, die Rolle des Herbergsvaters zu spielen. Sie sagte ihm, wenn Maria und Josef kommen, musst du ihnen nur antworten: „Es ist kein Platz für euch in der Herberge.“ Der Junge freute sich und übte diesen Satz mehrmals täglich. Am Tag der Aufführung, als Maria und Josef kamen und fragten: „Haben sie noch einen Platz für uns in der Herberge?“, schaute der kleine Junge Maria und Josef an und empfand Mitleid mit ihnen. Ihre Situation tat ihm so leid, dass er unmöglich zu ihnen sagen konnte: “Es ist kein Platz für euch in der Herberge.“ Also schwieg er und starrte sie an. Die Lehrerin kam ihm zu Hilfe: „Sag deinen Satz: Es ist kein Platz für euch in der Herberge.“ Gezwungenermaßen entgegnete er ihnen diesen Satz, und Maria und Josef brachen wieder auf. Da rief er ihnen hinter her: „Wartet, es ist kein Platz in der Herberge, aber ich werde euch mein Zimmer geben,“

Wir ahnen es: dieses Zimmer kann nur sein Herz sein.

Auch wir Erwachsene müssen uns der Wahrheit stellen, wenn es um die Herbergsuche vor Weihnachten geht. Gott will in meinem Herzen neu geboren werden, Jesus will einen sicheren Platz bekommen. Deshalb hat sich seine Mutter Maria in Lourdes, in Fatima, heute ganz aktuell  in Medjugorje auf den steinigen Weg zu uns heutigen Menschen gemacht, um uns mit Gott zu versöhnen; um Jesus neu einer Menschheit zu bringen, die in Gefahr ist, Gott aus den Augen und aus dem Herzen zu verlieren. Die Herbergsuche geht also für Maria weiter in einer Intensität von ungeahntem Ausmaß. Und sie klopft auch bei uns an.

Und da sind ja auch noch jene andere heute: Abermillionen Flüchtlinge weltweit, heimatlos und ohne Perspektive auf ein normales Leben – auch sie suchen Herberge und setzen ihre Hoffnung auf Menschen, die ihr Herz weit aufmachen; und sie klopfen vor allem bei uns an.

Wir beklagen zurecht in unserer Zeit eine Welt, die geprägt ist von Unheil, Unsicherheit, Friedlosigkeit, von Krieg und Verfolgung Unschuldiger, von Lieblosigkeit und Hass. Die Sehnsucht nach Frieden war vielleicht noch nie größer in der Menschheitsgeschichte, jedenfalls bei einem Großteil der heute Lebenden.

Die Botschaft des Advent und der Weihnacht verkündet uns, dass Frieden möglich ist- allerdings nicht ohne Gott, sondern da, wo Jesus nicht zu hören bekommt: es ist kein Platz mehr frei in meinem Herzen.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit … so klingt es in der Zeit des Advent in allen Kirchen hoffnungsvoll, erwartungsvoll; da leuchtet auch schon Freude auf, weil das Heil der Welt, das Licht in der Dunkelheit angekündigt wird.

Darauf warten wir, danach sehnen wir uns. Sehnsucht nach dem Kommen des Herrn erfüllt sich am ehesten dann, wenn wir ihm entgegengehen. „Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt.“ Damit dieses Licht und das verheißene Heil auch Wirklichkeit wird, nehme ich mir fünf Minuten, zehn Minuten … jeden Tag Zeit und bereite mein Herz. Je lichter und reiner mein Herz ist, desto freudvoller wird meine Begegnung mit dem göttlichen Kind, mit dem Erlöser und Heiland sein. Dann dürfen wir einstimmen in den adventlichen Ruf: „O Herr, wenn du kommst, hält mich nichts mehr zurück, wir laufen voll Freude den Weg auf dich zu. Dein Fest ohne Ende steht für uns bereit. O Herr, wir warten auf dich.“

Ich darf abschließend noch einmal auf die Eingangsgeschichte mit der Weihnachtsfeier in der Grundschule zurückkommen. Mit Konzentrationsproblemen haben nicht nur Kinder zu tun; vielleicht sind sie bei uns Erwachsenen sogar größer. Das ist eine leidvolle Erfahrung und zugleich Herausforderung eines stressbeladenen Alltags, auch eine Mahnung zur Umkehr..Denn nicht nur wir sind Wartende, auch der allzeit bereite Gottessohn, ja Gott selbst, erwartet uns.

Ich wünsche Ihnen/Euch allen eine vom Geist der Umkehr und Besinnung erfüllte Adventszeit und danach gesegnete, frohe Weihnachten.

Der Blick auf das neue Jahr erfüllt uns zwangsläufig mit wachsender Sorge. Umso mehr wünschen wir uns als Christen den Segen und Schutz unseres barmherzigen Gottes – uns und der ganzen Menschheit eine friedvolle Zeit..

Im Namen der Vorstandschaft der Hermannus-Gemeinschaft

Winfried Alber