Weihnachtsbrief 2017

Fleischwangen, im Advent 2017

Meine lieben, treuen Mitglieder der Hermannusgemeinschaft,

das obige Bild „Zwiesprache an der Krippe“ erinnert mich an eine Geschichte, die ich meinen Schulkindern in der Vorweihnachtszeit sehr gerne erzählt habe, weil sie so aussagekräftig ist und uns von der Krippe her so viel Hoffnung, Zuversicht und Optimismus vermittelt:

Die kleine Anja besuchte ihren Opa und schaute ihm interessiert zu, wie er an einer Krippenfigur schnitzte. Einige andere standen schon fertig auf dem Tisch. Und als sie ein wenig müde ihren Arm auf die Tischkante legte, träumte sie, wie alle Gestalten lebendig wurden. Und sie war ganz erstaunt, dass sie mit ihnen reden konnte. Noch mehr: Hirten, Könige, Maria und Josef waren nicht mehr klein und sie nicht mehr groß, sondern sie ging mitten unter ihnen umher, ohne aufzufallen. Und so ging sie mit ihnen in den Stall von Bethlehem hinein. Da schaute sie das Kind an. – Und das Kind schaute sie an.

Plötzlich fing Anja an zu weinen.

,,Warum weinst du denn?“ fragte das Jesuskind. ,, Weil ich dir nichts mitgebracht habe.“

,,Ich will aber gerne etwas von dir haben“, entgegnete das Kind in der Krippe. Die Kleine stammelte voller Freude: ,,Ich will dir alles schenken, was ich habe.“ ,,Drei Sachen will ich von dir haben“, sagte das Jesuskind.

Da fiel ihm das kleine Mädchen ins Wort: ,,Meinen Mantel, meine schöne Puppe, mein interessantes Abenteuerbuch mit den vielen Bildern?“

„Nein .. , erwiderte das Jesuskind, ,,das alles brauche ich nicht. Dazu bin ich nicht auf die Erde gekommen. Ich will von dir etwas anderes haben.“

,, Was denn?“ fragte Anja erstaunt.

„Schenk mir deinen letzten Aufsatz! .. flüsterte das Jesuskind leise, damit es niemand hören sollte.

Da erschrak die kleine Anja.

„Jesus·‘, stotterte sie ganz verlegen und kam dabei ganz nahe an die Krippe, ,,da hat doch der Lehrer darunter geschrieben „ m a n g e l h a f t! ·‘

,,Eben deshalb will ich ihn haben“, meinte das Jesuskind. ,,Aber warum denn?“ fragte sie.

„Du sollst mir immer das bringen, wo „mangelhaft“ darunter steht! Versprichst du mir das?“

,,Sehr gerne“, antwortete das Mädchen.

,,Aber ich will noch ein zweites Geschenk von dir haben“, sagte das Jesuskind. Hilflos guckte das Mädchen im Stall umher.

,,Deinen Trinkbecher“, fuhr das Jesuskind fort.

,,Aber den habe ich doch heute zerbrochen“, entgegnete sie.

„Du sollst mir immer das bringen, was du im Leben zerbrochen hast. Ich will es wieder heil und ganz machen. Gibst du mir auch das?“

,,Das ist schwer! Hilfst du mir dabei?“ meinte Anja.

„Aber nun mein dritter Wunsch“, sagte das Jesuskind. ,,Du sollst mir nun noch die Antwort bringen, die du deiner Mutter gegeben hast, als sie dich fragte, wie denn der Trinkbecher kaputt gegangen sei.“

Da legte die Kleine die Stirn auf die Kante der Krippe und weinte bitterlich: ,,Ich, ich ich …. „, brachte sie unter Schluchzen mühsam heraus, ,,ich habe den Becher umgestoßen. In Wirklichkeit habe ich ihn doch absichtlich auf den Boden geworfen. Aus Wut!“

„Ja, du sollst immer all deine Lügen, deinen Trotz, dein Böses, was du getan hast, mir bringen“, sagte das Jesuskind. ,,Und wenn du zu mir kommst, will ich dir helfen. Ich will dich annehmen in deiner Schwäche, ich will dir immer neu vergeben, ich will dich an deiner Hand nehmen und dir den Weg zeigen. Willst du dir das schenken lassen?“

Und das Mädchen hörte und staunte … .

Mögen Sie gleich mir den Mut haben, dem Kind in der Krippe, dem Messias, dem Immanuel, dem Heiland, dem König des Himmels und der Erde alles zu bringen, was „m a n g e l h a f t“ und „z e r b r o c h e n“ ist!

Mögen Sie es gleich mir fertig bringen, ihm die Schwachstellen und das menschliche Versagen zu nennen!

Er wird uns trotz mancher Fehler an der Hand nehmen und uns den rechten Weg führen. Welch tolle Zusage für das Weihnachtsfest und für das neue Jahr 2018!

In diesem Sinne ein gesegnetes Geburtsfest unseres Erlösers und alles Gute an Leib und Seele für das bevorstehende Jahr

Ihr

mit unserem Präses Pfarrer Christof Mayer, unserem stellvertretenden Vorsitzenden Winfried Alber, unserem Schriftführer Dieter Vögtle, unseren Beisitzern Dr. Walter Ebner, Pfarrer Paul Thierer und Erika Weber

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