Kloster Habsthal Ostrach

(vergangene Ausstellung im Kloster Habsthal)

  • Museum im Kreuzgang
  • Hermann in der Kirche St. Peter und Paul in Bad-Buchau-Kappel
  • Hermann in Veringendorf
  • Aktuelle Darstellungen Hermann dem Lahmen
  • Hermann in der Herz-Jesu-Kirche Singen
  • Entstehung einer neuen Hermann-Skulptur
  • Hermann in der Kirche St. Magnus Fischbach am Bodensee
  • Hermann in der Bussenkirche
  • Hermann in der Kirche St. Martin Schemmerberg
  • Hermann in der Pfarr- und Schlosskirche Altshausen
  • Hermann am Schulhaus in Veringenstadt
  • Mögliche Autoren des Salve Reginas
  • Hermann und die Vokale
  • Hermann in der ehem. Benediktinerstiftskirche Ossiach / Kärnten
  • Hermann am Bronzetor des Domes zu Speyer
  • Hermann im Chorgestühl des Münsters in Zwiefalten

Bildquelle: http://www.kloster-habsthal.de

Museum im Kreuzgang

Gottfried Müller, München

Da sitzt er nun im Rollstuhl, Hermann der Lahme, und freut sich, dass ihm die Benediktinerinnen im Kloster Habsthal eine Ausstellung gewidmet haben.

Hermannus in der Kirche St. Peter und Paul in Bad Buchau – Kappel

Hermann bei der Niederschrift des “Salve Regina”, Wandmalerei von Josef Nicklas (1934) in der Kirche St.Peter und Paul Bad Buchau – Kappel

Josef Nicklas, Selbstbildnis

Der Künstler Josef Nicklas wurde 1893 in Ulm geboren. Dort begann auch seine künstlerische Entwicklung. Prägend auf ihn wirkten H. Thoma, E. Steppes und sein Jugendfreund A. Vollmer. Nach einer Kinderlähmung an beiden Armen war er stark behindert und konnte Pinsel und Stifte nur mit der linken Faust halten.  Von 1919-1966 lebte er in Reute bei Bad Waldsee. Von Stuttgart und Nürnberg angebotene Professuren lehnte er ab. Er starb am 24. Juli 1974 in Weingarten.

Die Kirche St. Peter und Paul in Bad Buchau – Kappel ist wohl aus einer früh-mittelalterlichen Kapelle hervorgegangen und berühmt wegen ihrer hoch-romanischen Fresken. Weitere Informationen zu Kirche und Ort: Bad Buchau-Kappel

Hermann in Veringendorf

Fresko in der Kirche und das Bildstöckle auf dem Friedhof

Wandfresko 14. Jahrhundert,
Hermann (?) als knieender Mönch

Die Kirche St. Michael in Veringendorf ist die älteste Kirche Hohenzollerns. Die ursprünglich dreischiffige romanische Basilika stammt wohl aus dem 11. Jahrhundert. Die beiden Türme erinnern an St. Peter in Reichenau-Niederzell. Das Wandfresko aus dem 1. Drittel des 14. Jh. wird dem Künstler zugeschrieben, der die Kirche in Oberwinterthur ausgemalt hat.

Für einen Fremden ist dieser kniende Mönch keineswegs als Hermann zu erkennen. Er trägt keine schwarze Kutte wie die Benediktiner, keine Krücke als Zeichen der Behinderung. Nur der Kontext und die mündliche Überlieferung sprechen für Hermann den Lahmen.

Ließe sich auf den Schriftbändern mit modernen technischen Methoden das Salve Regina nachweisen, so wäre dies die älteste sichere Darstellung Hermanns des Lahmen und gleichzeitig bei der ungeklärten Autorschaft des Salve Regina die älteste Zuweisung an Hermann.

Bekannt ist aber der Künstler des hölzernen Bildstockes (hier nur teilweise wiedergegeben) auf dem Friedhof in Veringendorf. Es ist der akademische Bildhauer Karl Volk (1885-1965). Er stammt aus einer kinderreichen Jungnauer Bauernfamilie. Ausbildung in München und Luzern, Zeichenlehrer in Jena, Atelier in Berlin. Aufträge aus hohenzollerischen Gemeinden zogen ihn schließlich in die Heimat zurück. Das Selbstporträt, eine Skulptur aus Stein, ist kurz vor seinem 80. Geburtstag entstanden.

Karl Volk, Selbstpotrait in Stein
Bildstock (Ausschnitt) in Veringendorf
Kirche St. Michael in Veringendorf

Annemarie Häfner-Volk: Akademischer Bildhauer Karl Volk (1885-1965).
Eine Dokumentation, Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte, Band 41, 2005

Aktuelle Darstellungen von Hermann dem Lahmen

Hermann er Lahme, Zeichnung von Gottfried Müller, München 2009

Drei ganz unterschiedliche Darstellungen Hermanns des Lahmen: oben der stark behinderte, wissenschaftlich arbeitende Mönch, links der Grafensohn vor dem Altshauser Schloss und rechts der Mann der Kirche, das Salve Regina betend.

Hermann der Lahme, Ölgemälde von Marie-Thérese Rosé, 1977
Hermann der Lahme, Ikone von Regina Götz, Bad Saulgau, 2001

Hermann in der Herz-Jesu-Kirche in Singen

Herz-Jesu-Kirche in Singen am Hohentwiel
K. Ringwald, Hermann der Lahme, Bronze, 1979

Grundsteinlegung für die Herz-Jesu-Kirche war im Jahr 1909. Der Plan für eine neuromanische Kirche stammt von R. Jeblinger, Freiburg. Die für das alte Kulturland am Bodensee sehr junge Pfarrkirche hat zwei Erdbeben, einen Bombenangriff im Februar 1945, vor allem aber eine Änderung des Zeitgeschmackes erdulden müssen. Die wertvolle Inneneinrichtung aus dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ist aber vorhanden.

Professor Klaus Ringwald

Der „in der Tradition der Renaissance-Künstler stehende“ Klaus Ringwald hat sich bei der Renovation der Herz-Jesu- Kirche in Singen intensiv mit der Romanik auseinander gesetzt. Er widersetzt sich dem „zerstörerischen modischen Geplänkel jenes grandiosen Nihilismus unserer Tage, dem Gleichschalten aller Werte“. Die Vorgabe, einen Hermann zu gestalten, kam von der Kirchengemeinde. „Der Körper Hermanns ist der kranke Körper meiner Mutter“, schreibt der Künstler. Das Textornament würdigt Hermann als den Autor des Salve Regina und enthält die Anrede der Musen: „Hermännle, lieb’s Freundle!“

Entstehung einer neuen Hermann-Skulptur

Hermann der Lahme, Holzskulptur von Gunter Schmidt-Riedig, Blönried 2001,
Schlosskirche St. Michael, Altshausen

Ein fröhlicher Hermann ist hier entstanden. Kein Wunder, hat er doch gerade das Salve Regina niedergeschrieben! Die Muttergottes an seiner rechten Seite hat ihm seine Hand geführt. Der Engel links hinter ihm ist verantwortlich für sein körperliches Wohlbefinden. Der Geist Gottes ganz oben.
Der gebürtige Posener Gunter Schmidt-Riedig wohnt seit 1999 in Blönried. Lehre als Modellschreiner, dann Beamter in Staatsdiensten, „aber immer habe ich mich nebenher mit Kunst beschäftigt, habe gezeichnet und gemalt, z.B. Ikonen.“ Erst seit 1993 gestaltet er ausschließlich Holzbildwerke. Nach langer gedanklicher Vorarbeit, begleitet von klassischer Musik, schlägt er die Figuren ohne Vorzeichnung mit Schnitzmesser und Klüpfel aus dem Holz. Es sind fast ausschließlich religiöse Werke, die er schafft. Seine Arbeit ist als eine Brücke gedacht, die von den Worten Jesu zu den Menschen führt. Dies gelingt ihm.

Gunter Schmidt-Riedig bei der Arbeit, 2009,
Foto Blix-Verlag, Jacqueline Kirsch

Hermann in der Kirche St. Magnus in Fischbach am Bodensee

Hermann der Lahme, Glasgemälde von Hermann Geyer in der Kirche St. Magnus in Fischbach am Bodensee
Kirche St. Magnus
in Fischbach am Bodensee

Die Kirche St. Magnus wurde 1956 durch den Rottenburger Diözesanbischof Carl-Joseph Leiprecht geweiht. Der heilige Magnus, Apostel des Allgäus, lebte im 8. Jahrhundert in Füssen und wird auch von den Benediktinern als Ordensheiliger verehrt. Das noch junge Gotteshaus hat von der ehemaligen Pfarrkirche St. Vitus zwei Glocken bekommen. Die bunten Glasgemälde von Hermann Geyer beleben den Innenraum der Kirche. Es sind bleibende Kunstwerke geworden- „jenseits kurzatmiger Aktualität.“

Hermann Geyer in der Altshauser Kirche, 2009

Hermann Geyer wurde 1934 in Ulm geboren. Als Künstler erhielt er seinen ersten Unterricht von seinem Vater, Wilhelm Geyer und ist damit von ihm geprägt. Wer wen übertrifft bei den Glasgemälden oder bei den Aquarellen, bleibt eine interessante Frage. In München studierte der Sohn Geyer bei Richard Seewald Malerei und Grafik.
Die Zusammenarbeit mit dem Vater hat eine Weiterführung von dessen Werk als Glasmaler möglich gemacht. Bis Irland hat Geyer Kirchen mit Fenstergemälden ausgestattet. „Windeisen zwingen zur Ordnung“, sagt er. Die Figuren bei der Glasmalerei dürfen nicht zerschnitten werden. Vom Vater hat er nicht nur das Handwerkliche sondern auch den Hang zu Biblischen Themen übernommen.

Hermann in der Bussenkirche

Hermann der Lahme, Glasgemälde von Wilhelm Geyer
Wilhelm Geyer
Der Bussen auf der Reutlin’schen Karte von 1589

Der Bussen, Heiliger Berg Oberschwabens und beliebter Wallfahrtsort. In der ältesten Bussenurkunde vom Jahre 805 wird die Kirche an das Kloster des hl. Gallus geschenkt. Zwischen den Staufern und Habsburgern waren die Grafen von Altshausen-Veringen über kurze Zeit Besitzer des Bussens. Kirchenpatron ist seit dem 15. Jahrhundert Johannes der Täufer. Vorher war es der hl. Leodegar.
Um 1960 hat Prof. Wilhelm Geyer die Fenster der Bussenkirche gefertigt. Eines der vier kleinen Fensterbilder beim Hauptportal zeigt „Hermann von Altshausen“ (Schriftornament an beiden Seiten). Neben ihm weitere oberschwäbische Volksheilige: Irmengard, die Urenkelin Karls des Großen, die gute Beth von Reute und Fidelis von Sigmaringen.

Wilhelm Geyer

*1900 in Stuttgart, + 1968 in Ulm. Seine Glas- und Wandbilder prägen annähernd 200 sakrale Gebäude vom Bodensee bis zum Niederrhein. Durch den Verlust eines Auges beim Luftangriff auf Ulm 1944 büßte er das räumliche Sehen ein und war so prädestiniert für die Arbeit mit Glas.
Die Geschwister Scholl (Weiße Rose) wohnten in Miete bei W. Geyer in München. War er über das Wochenende in Ulm, so druckten Hans und Sophie Scholl ihre Flugblätter gegen die Diktatur Adolf Hitlers. Nach ihrer Verurteilung und ihrem Tod im Februar 1943 war auch W. Geyer 100 Tage inhaftiert und wartete auf seine Hinrichtung. In diesen 100 Tagen haben seine Frau und seine Kinder jeden Abend das Salve Regina gebetet.
Literatur: W. Steuer und K. Theiss: Der Kreis Saulgau, Stuttgart und Aalen, 1971

Hermann in der Kirche St. Martin in Schemmerberg

Hermann der Lahme in der Kirche St. Martin in Schemmerberg,
Gemälde von Josef Braun 1936

Die dem hl. Martin geweihte Kirche ist im Kern eine der ältesten Kirchen Oberschwabens. Auf dem Berg standen wohl schon vorchristliche Heiligtümer. Neu gebaut 1490, barockisiert 1686/87, Ende des 19. Jh. regotisiert. Hermann ist dargestellt als Behinderter mit Krücke und wird geehrt als Autor des Salve Regina. Josef und August Braun, Neffe und Onkel, haben oft gemeinsam gearbeitet. Der Hermann in Schemmerberg ist signiert mit Josef Braun, dennoch ist eine Mitarbeit von seinem Onkel August nicht unwahrscheinlich.
Josef Braun kam 1903 in Wangen zur Welt. Abitur, Kunstgewerbeschule in München, Akademie für grafische Künste und Buchgewerbe in Leipzig, dort Meisterschüler von Prof. Walter Tiemann, 1929 zurück nach Wangen als freiberuflicher Maler. Bei seinem Tod 1965 hat er ein Werk mit über 500 Bildern hinterlassen.
Der Maler August Braun wurde als jüngstes von insgesamt 13 Kindern 1876 in Wangen geboren. Abitur, Kunstakademie München, Bekanntschaft mit Gebhardt Fugel und Carl Casper. Leipzig, Paris und über München zurück nach Wangen. August Braun starb kurz vor seinem 80. Geburtstag 1956 in Wangen.

Josef Braun, Selbstportrait
August Braun, Selbstportrait

Literatur: Barczyk, Michael: Hitler meets Rötenbach, Im Oberland, 2008, Heft 2
Braun, Maria: August Braun, 1876-1956, ein Wangener Maler, Wangen 1996
Witt-Schnäcker, Carmen: Malereien von August und Josef Braun in der katholischen Pfarrkirche Eriskirch, Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege, 36. Jahrgang II / 2007

Hermann ursprünglich in der Marienkapelle in Altshausen

Hermann in der Altshauser Marienkapelle, Holzbildwerk von Josef Zodel, Leutkirch

Man sieht es der heutigen Marienkapelle nicht mehr an, dass sie ursprünglich eine gotische Kapelle war und damit im Altshauser Kapellenkranz die älteste.

Gewidmet der Beschützerin, der protectrix des Deutschen Ordens. Bei der Renovierung der Kapelle im Jahre 1885 stellte sich durch den Kontakt zweier Geistlicher aus Haisterkirch und aus Altshausen heraus, dass die Schädelreliquie Hermanns des Lahmen in Haisterkirch war.

Sie kam daraufhin zurück nach Altshausen und der Künstler Josef Zodel fertigte den unten abgebildeten Reliquienschrein.

Marienkapelle in Altshausen, aquarellierte Zeichnung von Gustav Bäuerle

Seit Dezember 2012 in der Pfarr- und Schlosskirche Altshausen

Josef Zodel, * 9. Juli 1852 in Willerazhofen, + 25. Juli 1905 in Leutkirch, muss zu seiner Zeit ein anerkannter Künstler, eine lokale Größe, gewesen sein. (Arbeiten in Haisterkirch und Bergatreute) Doch hat sich im Rahmen der Ausmerzung neugotischer Kunstwerke wenig von ihm erhalten. In Altshausen hat sich dann ein Geschehen wiederholt, das sich 1862/63 in Veringenstadt zugetragen hatte.

Auf die Anfrage des dortigen Pfarrers beim Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg, ob Hermann als Beatifizierter oder als Kanonisierter (als Seliger oder als Heiliger) verehrt werden dürfe, kam die Antwort, dass von einer öffentlichen Verehrung keine Rede sein könne.

So kam die Schädelreliquie wieder zurück in die Pfarr- und Schlosskirche und wird hier nun wie die eines Seligen verehrt. Sein Holzbildwerk aber in der Altshauser Marienkapelle, gestiftet von Pfarrer Andreas Eisenbach in Boos, hat in der Altshauser Bevölkerung eine ungeahnte Aufwertung erfahren, nachdem bekannt wurde, dass dieses ursprünglich als Reliquienschrein gedient hatte.

Weitere Bilder von der Hermannus-Seitenkapelle
in der Pfarr- und Schlosskirche Altshausen vom März 2013

Hermann in der Kirche St. Markus in Reichenau-Mittelzell

Hermann auf dem Steckborner Kachelofen im Münster St. Markus von Reichenau-Mittelzell

Die Abbildung Hermanns des Lahmen auf einer Kachel in der Schatzkammer des Münsters in Reichenau-Mittelzell wird sehr häufig reproduziert.
Der Ofen ist 1745-1746 gesetzt worden, hat schon damals Ehre eingelegt und „wegen schönerer als vereinbarter Malerei“ dem Hafner ein Trinkgeld eingebracht. Walter Berschin hat in „Hermann der Lahme, Gelehrter und Dichter“, Heidelberg, 2004 die Schrift in der Kartusche folgendermaßen gedeutet:
Beatus Hermannus Contractus Monachus Augiae a devotione Mariae celebris obiit 19. Julii 1054. (Der selige Hermann der Lahme, Mönch der Reichenau, berühmt ob seiner Marienverehrung starb am 19. Juli 1054.)

Münster St. Markus in Reichenau-Mittelzell, aquarellierte Zeichnung von Gustav Bäuerle
Hermann schreibt das Salve Regina, das wie auf einer Himmelsleiter nach oben steigt und dort vom hl. Benedikt
der Muttergottes übergeben wird. Kolorierte Zeichnung des Gabriel Bucelinus OSB. (Württ. LB Stuttgart, HB V 4a, 60r)


Das angegebene (falsche) Todesdatum Hermanns (19.07.1054) ist folgendermaßen zu erklären: Pater Bucelin OSB, Mönch in Weingarten und langjähriger Prior in Feldkirch, war im 17. Jahrhundert eine ausgesprochene Autorität. Er wurde 1599 auf Schloss Diessenhofen am Hochrhein im Thurgau geboren und starb 1681 in Weingarten. Er hat seinen Mitbruder Hermann, diese „ewige Zier des Benediktinerordens“, in seiner Germania Sacra unter die Heiligen aufgenommen und als den Tag seiner Verehrung den 19. Juli, den Tag nach seinem Geburtstag, bestimmt. Das richtige Todesdatum, der 24. September 1054, war damals vielleicht nicht bekannt. Heilige werden am Tage ihres Todes verehrt, deswegen haben die Benediktiner rückgeschlossen, dass Hermann am 19. Juli gestorben sein muss.
Nachdem Hermann der Lahme schon vor dem Jahre 1534, also 100 Jahre vor dem Breve Urbans VIII., wie ein Heiliger verehrt wurde, stehen die Benediktiner nicht in Widerspruch zu Rom, wenn sie Hermann mit einem Heiligenschein darstellen und ihn wie einen Kanonisierten verehren.

Hermann im Schulhaus in Veringenstadt

Günther Dietrich, Selbstbildnis im Atelier, 1952

Bis 1264 hatten die Einwohner von Altshausen und Veringenstadt dieselbe Obrigkeit: die Grafen von Altshausen-Veringen.

Durch eine Veröffentlichung des Abtes Trithemius am Ende des 15. Jahrhunderts (Liber de scriptoribus ecclestiasticis) wurde über lange Zeit Veringenstadt als der einzig mögliche und gesicherte Geburtsort Hermanns des Lahmen angesehen. In beiden Orten wird gleichermaßen das Andenken an den Reichenauer Mönch gepflegt.

Die Gemeinde Veringenstadt entschloss sich im Jahre 1952, ihr Schulhaus durch ein Sgraffito mit einem Motiv aus der Pädagogik aufzuwerten.

Der Maler und Bildhauer Günther Dietrich wurde 1921 in Braunschweig geboren. Er studierte dort sechs Semester an der Werkkunstschule und war über mehrere Semester Gasthörer an der Folkwangschule in Essen.
Später machte er eine Ausbildung zum Architekten und arbeitete in diesem Beruf bis zu seinem sechzigsten Lebensjahr am Fürstlichen Bauamt in Sigmaringen. In dieser Zeit war er Schüler bei Professor Sohn-Rethel in Sigmaringen.

Während seiner Tätigkeit und auch nach seiner Pensionierung betätigte er sich weiterhin künstlerisch, wobei ihm seine Brunnen große Anerkennung einbrachten.

Seine Bekanntschaft mit Hermann dem Lahmen verdankt er Ferien-aufenthalten am Bodensee mit Besuchen der romanischen Kirchen auf der Insel Reichenau. So hat er dem damaligen Bürgermeister Fink in Veringenstadt im Jahre 1952 Hermann den Lahmen als Motiv vorgeschlagen.

Der Beuroner Erzabt Benedikt Baur hat 1952 für die Gestalt Hermanns des Lahmen Modell gesessen.

Der Künstler Günther Dietrich verbringt seinen Lebensabend in Inzigkofen.

Die möglichen Autoren des Salve Regina

Was haben der 1. Kreuzzug in den Jahren 1096-99 und der Pilgerweg nach Santiago mit dem Autor des Salve Regina zu tun? Wahrscheinlich gar nichts! Aber als – sehr spät – Überlegungen angestellt wurden, wer wohl das Salve Regina verfasst haben könnte, da erinnerte man sich, dass während des 1. Kreuzzugs schon das Salve Regina gesungen wurde.

Ein geistlicher Anführer des 1. Kreuzzugs war der Bischof Adhemar von Le Puy-en-Velay. Deswegen brachte man ihn mit der Autorenschaft des Salve Regina in Verbindung. Um diese Zeit aber waren Bischöfe in der Regel keine Theologen, selten geweihte Priester, eher Männer der Welt, die der lateinischen Sprache nur oberflächlich mächtig waren.

Das Salve Regina verrät seinen Autor als einen Meister im Umgang mit der Sprache, so dass als Urheber fast nur ein gelehrter Mönch, ein Benediktiner, in Frage kommt.
Auch von den Pilgern auf dem Weg zum hl. Jakob nach Santiago de Compostela wusste man, dass sie das Salve Regina gesungen haben. Deswegen hat Jacobus de Voragine, der Verfasser der Legenda aurea, an den Bischof Petrus von Compostela als den Autor des Salve Regina gedacht. Immerhin war dies ein Benediktiner. Aber von ihm sind sonst keine wissenschaftlichen Werke oder Gebete bekannt geworden.
Für Hermann den Lahmen spricht, dass das älteste Schriftstück mit dem Salve Regina aus dem Kloster Reichenau stammt und schließlich der Sprachvergleich des Salve Regina mit Schriften, die sicher von Hermann stammen.

(Vgl. die ausgelegte Schrift von Ewald Gruber, Bad Saulgau: „Hermann der Lahme und das Salve Regina“.)

Hermann und die Vokale

Das Salve Regina offenbart eine große Meisterschaft im Umgang mit den Vokalen. Diese hat wohl ihren Ursprung in der Sprachbehinderung Hermanns.

Wie kein anderer musste er nach Beginn seiner Erkrankung die Aussprache der einzelnen Vokale üben und hat auf diese Weise ein viel subtileres Verhältnis zur Sprache bekommen als der Nicht-Sprachbehinderte. Am augenfälligsten kommt dies zum Vorschein in der Zeile: illos tuos misericordes oculos ad nos converte.

Nach Ernst Jüngers „Lob der Vokale“ tritt im O der Gegensatz von Höhe und Tiefe hervor.
O – der Ausruf, der nach oben gerichtet ist.

Das U, der Laut der Wurzel, des Ursprungs, der feierlichen Dunkelheit, wird im Et Jesum benedictum fructum ventris tui gewürdigt, während die Hauptaussage dieses Satzes: nobis post hoc exsilium ostende wieder als Anruf gedacht ist.

Dem E, dem unbedeutenderen, dem farblosen Vokal, sind nur zwei Worte gewidmet, nämlich gementes et flentes.

Hier meint sich Hermann selbst, beziehungsweise seine Mitbrüder, während er das A, den König der Vokale, der Regina, der mater, der advocata nostra gewidmet hat.

Jakob Grimm rühmt das A als den ersten und edelsten Vokal, der gleichsam die Mutter aller Laute ist.

Der erste Teil des Salve Regina, die invocatio, die Anrufung, ist ganz dem A, der zweite Teil, der die Fürbitten enthält, dem O gewidmet.

Hermanns meisterhafter Umgang mit den Vokalen war nur in der lateinischen, der vokalreicheren Sprache möglich.

Hermann in der ehemaligen Benediktinerstiftskirche in Ossiach / Kärnten

Josef Ferdinand Fromiller, 1744
Hermann der Lahme, Deckenfresko in der Obergadenzone des Mittelschiffs
Josef Ferdinand Fromiller, Selbstbildnis Landesmuseum Kärnten, Klagenfurt
Ossiach, barocke Klosteranlage, Stich von Valvasor, 1688

Josef Ferdinand Fromiller, * 1693 in Oberdrauburg, + 1760 in Klagenfurt, war ein bedeutender österreichischer Maler und der wohl anerkannteste Barockmaler
Kärntens. Sein Leben lang mit Aufträgen überhäuft, trug er wesentlich zur österreichischen
Barockmalerei bei. Er hat sich
selbst gerne als „Landschaftlicher
Historien Mahler“ bezeichnet und wurde vor allem berühmt durch seine 1740 entstandenen
Fresken im Großen Wappensaal
des Klagenfurter Landhauses. Hier ist als Deckenbild die Huldigung Kaiser Karl VI. zu sehen. Zu seinem Werk zählen auch Kupferstiche, Stillleben und Portraits.

Die Stiftskirche Ossiach wurde um das Jahr 1000 als romanische Pfeilerbasilika erbaut und war
damit die älteste Klosterkirche der Benediktiner in Kärnten. Nach einem Brand im Jahre 1484 wurde
die Kirche im gotischen Stil neu gestaltet. Barockisierung zwischen 1737 und 1746 unter Abt
Hermann Ludinger. Damit geht wohl auf ihn die Berücksichtigung Hermanns des Lahmen zurück,
der im Deckenfresko der Gottesmutter sein Salve Regina widmet.
Das Kloster wurde im Jahre 1783 aufgehoben. Das weitere Schicksal der Klostergebäude war typisch
für die aufgehobenen Klöster. Es diente als Dragonerkaserne und Staatshengstenposten. 1946 konnte
ein Abriss der Klostergebäude knapp verhindert werden. Im Jahre 1995 erwarb das Land Kärnten die
Stiftsgebäude.
Johann Weichard Freiherr von Valvasor, * 1641 in Laibach (Ljubljana), + 1693 in Gurkfeld
(Krsko), Polyhistor, Topo- und Geograph, Zeichner und Kupferstecher wurde berühmt durch sein 40-
bändiges Werk: „Die Ehre des Herzogtums Krain“.

Wilhelm Deuer: „Pfarr- und ehemalige Benediktinerstiftskirche Mariä Himmelfahrt zu Ossiach“, Verlag St. Peter, Erzabtei St. Peter, 5010 Salzburg

Hermann am Bronzetor des Domes zu Speyer

Dom zu Speyer
Hermann am Bronzetor des Domes zu Speyer,
Relief von Toni Schneider-Manzell, 1971

Der Kaiserdom zu Speyer, die Grablege der Salier, spiegelt wie kein anderes mittelalterliches Bauwerk die
politischen Schwierigkeiten des 11. Jahrhunderts wider. Bei seiner Einweihung im Jahre 1061 war der Dom
der größte sakrale Bau des Abendlandes und sollte die Vorherrschaft des Kaisers vor dem Papst in Rom
demonstrieren. Begonnen wurde er durch den ersten Salier, Konrad II. Sein heutiges Aussehen verdankt er
weitgehend Heinrich IV., dem Büßer vor Canossa. Auch dieser ist am Bronzetor meisterhaft dargestellt.

Toni Schneider-Manzell
(1911-1996)

„Kunst hat die Aufgabe, Chaos zu harmonisieren.“ (T .Schneider-Manzell)
Immer wieder wird diese Hermann-Darstellung im Dom zu Speyer
als eine Originalarbeit des 11. Jahrhunderts angesehen. „Eine
Jugendbegegnung mit dem romanischen Christus der Reichenau hat
mich als Bildhauer geprägt. Da begriff ich, was Form ist“, sagte der
Künstler.
Sein Werdegang: Humanistisches Gymnasium, Studium der
Philosophie und Theologie in Wien und Innsbruck. Studium der
Bildhauerei und Kunsterziehung an der Akademie für angewandte
Kunst in München.
Seine Wurzeln liegen in der Landschaft des weiten Bodenseeraumes,
gesättigt von tausendjähriger abendländischer Kultur. Toni
Schneider-Manzell wurde zu einem der angesehensten christlichen
Künstler des 20. Jahrhunderts. Von 1967 bis 1970 entstand das
Bronzeportal am Kaiserdom zu Speyer. Helmut Kohl, damals
Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, hatte sich für ihn
entschieden.
Und wenn auf seiner Todesanzeige Prediger 3,11 zitiert wird: „Alles
hat ER schön gemacht zu seiner Zeit; auch hat ER die Ewigkeit in
ihr Herz gelegt“, so ist dieser Satz des Kohelet sehr gut ausgewählt.

Hermann im Chorgestühl des Münsters in Zwiefalten

Hermann mit zwei Putti, die seine Symbole tragen, Schnitzarbeit von Johann Joseph Christian (1748-1752)
Langhaus in Zwiefalten,
Fresko von Franz Joseph Spiegler.
Der Bildhauer ist wohl dessen Freund, J.J. Christian
Klosterkirche Zwiefalten
Untertänigster Diener, Johann Joseph Christian, Bürger und Bildhauer in Riedlingen

In keiner oberschwäbischen Kirche ist Hermann so oft dargestellt wie in Zwiefalten. Franz Josef Spiegler, Meinrad von Ow und der Vater Christian haben sich mit Hermann auseinandergesetzt. Wohl auch deswegen ist das Münster in Zwiefalten schon als ein „Stein gewordenes Salve Regina“ bezeichnet worden. Gründung des Klosters 1089, zunächst als
Priorat von Hirsau. Über einige Jahrhunderte war Zwiefalten das bedeutendste Kloster Oberschwabens. Barocker Neubau im 18. Jahrhundert durch Johann Michael Fischer. Die Übergabe einer Hermann-Reliquie von Altshausen an das Benediktiner-Kloster Zwiefalten kann archivalisch nicht nachgewiesen werden, ist aber denkbar.

Johann Joseph Christian *1706 in Riedlingen +1777 in Riedlingen. Doppelbegabung als Holzschnitzer
und Stuckbildhauer. Hauptwerke in Zwiefalten und Ottobeuren, beidesmal das Chorgestühl und
Stuckfiguren. Christian hat zeitlebens nur kirchliche Aufträge angenommen. Von seinen zehn geborenen
Kindern hat einer das Handwerk seines Vaters übernommen: Franz Joseph.

Winfried Aßfalg, Christian, Vater und Sohn, Bildhauer von Riedlingen, Schwabenverlag 1998