Adresse: Kirchstraße 21, 88422 Bad Buchau – Kappel
Die Ortschaft (617 m) hat seit dem 15. Jahrhundert zum Buchauer Stiftsgebiet gehört. Ihr wohl aus einer frühmittelalterlichen Kapelle hervorgegangenes Gotteshaus liegt innerhalb einer mit Schießscharten bewehrten Friedhofsmauer. Vor dem Neubau der Stiftskirche kamen die katholischen Bürger hier zu den Gottesdiensten zusammen. Seit 1806 nur noch Filiale der Federseepfarrei, werden auf dem Kirchhof bis heute auch die Verstorbenen des Kurstädtchens beerdigt. Zu ihnen gehörte Prälat Dr. Erich Endrich aus Bad Buchau, der langjährige Stadtpfarrer und unentwegte Bewahrer und Förderer der Heiligen Kunst. Das auf der Kirchensüdseite errichtete Bronzegrabdenkmal (1980), das sein Andenken in Ehren hält, stammt von Josef Henselmann und zeigt Christus als Auferstandenen.
Das Gotteshaus selbst ist mit Kunstwerken verschiedener Stilepochen ausgestattet. Hierzu gehören Altar, Ambo und Tabernakel von Josef Henger. Ebenso die Wand- und Deckenmalereien von Alfred Vollmar (1893-1980) und Josef Nicklas (1893-1974). Dazu kommen die Kirchenpatrone (1711) Johann Eucharius Hermanns vom früheren Hochaltar und eine ebenfalls hochbarocke Täuferfigur. Nicht zu übersehen die vordere spätgotische Kreuzigungsgruppe (um 1500) und das seitliche Abendmahlsrelief (um 1515). Doch ist Kappel vor allem wegen seiner hochromanischen Wandfresken (um 1150) besuchenswert. Die Malereien wurden 1866 an den Seitenwänden des polygon endenden alten Chors entdeckt. 1927 brach man das viel zu kleine Barockschiff von 1742 ab. Landeskonservator Wilhelm Friedrich Laur aus Sigmaringen (+ 1934) fügte zwischen ihm und dem spätmittelalterlichen Turm einen Neubau ein. Doch am 27.6.1935 richtete ein
Erdbeben beträchtliche Schäden an. 1968 folgte eine umfassende Renovation, wobei Josef Henger den Alter, Tabernakel und Ambo neu gestaltete. Die spätgotische Kreuzigungsgruppe (um 1500) aus der früheren Lorenzkapelle, die hochbarocken Kirchenpatrone Johann Eucharius Hermanns vom einstigen Hochalter (1711), eine gleichartige Täuferfigur und das schon eher manieristische Abendmahlsrelief (um 1515) – ursprünglich in der Ruhe-Christi-Kapelle – erhielten ihren Platz. Im Turm läuten übrigens noch drei historische Glocken: eine 1696 für Kappel gegossene und zwei kleinere aus der Zeit um 1300 und 1475, die zuvor in der Bad Buchauer Stiftskirche hingen. Eine weitere Renovation erfolgte um 1990. Die Bilder von Alfred Vollmar mit Adelindis und ihren toten Söhnen am Alten Chor wurden abgedeckt.
Was aber veranschaulichen die romanischen Wandfresken in der heutigen Seitenkapelle? Durch Stilvergleiche weiß man, dass hier um 1150 ein Reichenauer Mönch am Werk war. In einer politisch sehr unruhigen Zeit wurde der Chor mit einer bibeltheologischen Majestas-Domini-Komposition ausgemalt. In der Mitte gegen
Osten zunächst in einer von den Symbolen der Vier Evangelisten umgebenen Mandorla der thronende Christus. Beiderseits nach außen hin und bis zu den anstoßenden Wandpfeilern folgen zwischen einem Mäandeer- und Zickzackfries je sechs ebenfalls sitzende Apostel sowie König David und der Erzengel Gabriel. Die Farbskala reicht von Schwarz, Blau, Rotbraun und Dunkelrot bis zu unterschiedlichen Grün und Gelb sowie Weiß. Was Gott einstmals den Vätern, besonders aber König David, verheißen und wie durch einen Schleier gezeigt, was der Erzengel der Welt als unmittelbar bevorstehend verkündet hat, ist durch die Geburt Christi in die Wege geleitet und mit seiner Himmelfahrt vollendet worden. Nun aber thront der Erhöhte als Herr der Geschichte zur Rechten des himmlischen Vaters, bis er majestätvoll wiederkommt und endgültig das ewige Gottesreich errichtet. Die Apostel, die den Gläubigen das Evangelium verkündet haben, sind dafür Zeugen.